Chinchillas das ganze Jahr über draußen zu halten - Tag sowie Nacht, birgt im Sommer sowie im Winter Risiken. Im Winter herrscht starke Kälte,
möglich Zugluft, kalte Winde und eine hohe Luftfeuchtigkeit sowie Regen. Im Sommer herrscht Hitze, möglich auch kühle Zugluft und eine hohe Luftfeuchtigkeit
sowie Regen.
Dazu stellt sich manchem Heimtierhalter die Frage, was einen anderen dazu bewegt, Chinchillas, die gern auch im Haus ihren Freilauf genießen, wunderschön
zu beobachten, in Außenhaltung zu halten, wo das Tier keinen Freilauf bekommen kann und auch sonst der Kontakt zum Menschen nur eingeschränkt möglich ist,
da die Tiere im Freien schnell entwischen können - dann für immer. Was bringt also einen Heimtierhalter dazu, seine geliebten Chinchillas das ganze Jahr über
wie einen Stallhasen in Außenhaltung zu halten?
Chinchillas nur an kühlen Sommer-Tagen in ein Freigehege zu setzen, widerspricht ihrem Naturell. Chinchillas sind dämmerungs- und nachtaktiv. Sie schlafen am
Tage und wachen erst in den Abendstunden, wenn es dunkel wird auf und fangen an, in ihren Gehegen oder in der Wohnung rumzuspringen. Darum ist hier Grundsätzlich
die Frage zu stellen, warum Chinchillas am Tage raus sollen. Nachts wären sie unbeaufsichtigt - Witterungsänderungen werden wohlmöglich zu spät erkannt.
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Klima - Gesundheitsrisiko Nr. 1
Chinchillas sind anatomisch auf trockene Luft eingestellt (siehe dazu den natürlichen Lebensraum unter
Wildchinchillas.org und
in der Rodentia, Ausgabe 1).
Ihr Fell ist nicht wasserabweisend - Chinchillas produzieren nur eine sehrgeringe Menge an Talk (Lanolin), Sie benötigen ein spezielles Staubbad
(Badegranulat aus Tonmineralien), welches die Feuchtigkeit aus dem empfindlichen Fell zieht. Das Fell wirkt statisch aufgeladen und schützt das Tier
im Ursprungsland vor Kälte. Ein falsches Badegranulat lässt das Fell nicht luftig erscheinen - es verklebt und schützt das Tier nicht mehr vor Witterungseinflüssen.
Bei hoher Luftfeuchtigkeit fällt das seidige Fell auch trotz dem richtigen Granulat schnell in sich zusammen oder verklebt gar. Das Tier kann auskühlen und somit schnell
Krankheiten wie Blasen- und Nierenleiden oder Erkältungen, die zu Lungenentzündungen werden, bekommen. Auch die Lungen reagieren auf die feuchte Luft, ein Infekt der
Bronchien ist möglich.
Feuchte kühle Luft, die durch das Fell auf die Haut pustet (Wind), kühlt das Chinchilla sehr schnell aus. Des weiteren sollten Chinchillas keinem Zug ausgesetzt
werden, ihre Augen reagieren schnell mit Bindehautreizung die zur chronischen Entzündung führen kann. Dann ist eine Voliere, die oftmals zu allen Seiten offen ist,
nicht geeignet. Sie ist nicht Windgeschützt. Außenställe für Tiere müssen mindestens einen geschützten Teil mit Schlupfloch oder einen Schutz von 3 Seiten Aufweisen,
um Zugluft zu vermindern.
Ebenso gilt dies für die Einstrahlung von Sonnenlicht und hohe Temperaturen. Chinchillas können nicht schwitzen. Sie regulieren ihre Körpertemperatur anhand der
Durchblutung der nicht befellten Ohren. Bei über 24 Grad und der hohen Luftfeuchtigkeit, droht ihnen ein Hitzeschlagtod!
Parasiten - Gesundheitsrisiko Nr. 2
Chinchillas werden nicht geimpft oder entwurmt und bekommen im Normalfall im Haus gehalten auch keine Parasiten, deren Behandlung beim Chinchilla schwer möglich ist.
In Aussenhaltung jedoch bekommen Sie Kontakt zu anderen wildlebenden Tierarten, Insekten (Parasiten) oder Hund und Katze aus Nachbars Garten, die als Krankheitsüberträger
fungieren können. Das empfindliche Chinchilla kann leider nicht mit allen Medikamenten therapiert werden, was eine Behandlung möglicher Infektionen oder parasitärem Befall sehr erschwert.
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In der Vergangenheit wurde die Außenhaltung mehrfach von Chinchilla-Pelz-Züchtern versucht, da die Haltung im Freien kostengünstiger wäre, als die Haltung
in klimatisierten Räumen. Wären diese mit dieser Haltung erfolgreich gewesen, hätte sich diese Haltung natürlich sehr schnell durchgesetzt. Auch die Haltung
in halboffenen Räumlichkeiten wie Hühnerställen, Garagen, Gartenhäuschen und ähnlichem brachte keine Erfolge - im Gegenteil. Sie brachte jedoch Erkenntnisse.
Erfahrungen aus Pelztierzuchten, die seit den 60er Jahren in Deutschland mit Tausenden von Tieren über Chinchilla-Generationen hinweg gemacht wurden, werden heute
in Frage gestellt und nicht ernst genommen. Jedoch sind diese Erfahrungen die einzigen, die sich über Jahrzehnte bewährt haben.
Wenn ein Tierarzt dazu rät, sind folgende Aspekte zu bedenken: auf wie viele Fälle von Chinchillas in Außenhaltung, die er bisher in seiner Praxis als Patienten
hatte, bezieht sich seine Empfehlung. Vor allem Langzeitbeobachtungen bei diesen Tieren wären interessant.
Bei einer Lebenserwartung von 17 - 20 Jahren bei einem Chinchilla sind 2 - 4 Jahre eine sehr kurze Zeit und können nichts pauschalieren, insbesondere keine
Empfehlung bedeuten. Wie viele Jahre werden die Tiere schon bei diesen Haltern im Sommer außen gehalten? Als Heimtierhalter und gerade bei Chinchillas als
Exotenhalter (!) müssen wir uns bewusst machen, ist dass die Erfahrungen mit Chinchillas im Heimtierbereich noch sehr jung sind und in Anbetracht der Lebenserwartung
dieser Tiere nicht pauschalierbar sind.
Wenn ein Halter damit bei vielleicht 2 - 4 Chinchillas bei sich keine negativen Erfahrungen gemacht hat, so kann man dies nur auf SEINE Situation und denen bei
ihm (!) herrschenden Umstände, der Einrichtung und den Rahmenbedingungen beziehen, jedoch nicht pauschal für alle Versuche deutschlandweit geltend machen und
daraus schlussfolgern, dass es überall funktioniert. Auch wenn es die ersten 2 - 3 Jahre zu funktionieren scheint, so sollten auch Langzeitschäden bei den Chinchillas
berücksichtigt werden. Nicht jeder Halter ist mit dem Chinchilla so gut vertraut, dass er Krankheiten erkennt. Noch dazu kommt, das Chinchillas sehr lange so tun, als
seien sie Gesund, da sie als Herdentiere aus der Gruppe verstoßen werden würden. Somit ist es meist schon fast zu spät, wenn man eine Erkrankung beim Chinchilla entdeckt.
Wenn jemand Chinchillas aufzeigen kann, die bei sommerlicher Außenhaltung über 15 Jahre alt geworden sind, so ist zuzustimmen, dass es sich dabei um Erfahrungswerte
handelt, die man an die Öffentlichkeit weiter geben kann - wohlgleich man damit noch KEINE Empfehlung aussprechen kann, denn bekanntlich "macht eine Schwalbe ja noch
keinen Sommer" - soweit kann man auf EINEN Erfolg noch keine pauschale Erfolgsgarantie geben. Die sommerlichen klimatischen Bedingungen in Deutschland sind regional
unterschiedlich und pauschale Empfehlungen und Rahmenbedingungen können somit schwer gegeben werden.
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Selbst die Empfehlung des ständigen Ausschusses des Europäischen Übereinkommens zum Schutz von Tieren in landwirtschaftlichen Tierhaltungen in Bezug auf Pelztiere
vom 22. Juni 1999 (bekannt gemacht in der deutschen Übersetzung am 07. Februar 2000 (BAnz. Nr. 89 a vom 11.Mai 2000)) weist auf eine Haltung von Chinchillas in
klimatisierten Räumlichkeiten hin. Werden diese Empfehlungen in die Überlegungen vom Bundesrat zur Festlegung von Haltungskriterien für Pelztiere mit einbezogen
(oder gar, wie zur Zeit vorrausgesagt, übernommen), so wird es in Deutschland laut Verordnung auch nicht mehr gestattet sein, Chinchillas in Außengehegen zu halten.
Die derzeitigen Erlasse der einzelnen Bundesländer weisen auch eindeutig darauf hin, dass Chinchillas in klimatisierten Räumlichkeiten zu halten sind.
Schade ist trotz ausreichender Aufklärung mancher Halter, deren eingeschränkte Denkweise, dass kurzfristige Erfolgserlebnisse zu einer Lebensweisheit definiert werden:
"Bei mir klappt das aber ganz gut, ich halte meine Tiere so und habe Erfolg - das funktioniert also doch". Doch woher weiß dieser, dass der derzeitige Erfolg in 10
Jahren dem Tier bekommen hat? UND es ist keine Garantie dafür, dass es bei anderen Haltern ebenso funktioniert...
Warum machen sich die Gesetzgeber Gedanken, Haltungsverordnungen herauszugeben, die den Tieren eine nicht-gesundheitsgefährdende Unterbringung gewährleistet?
UND: Wozu brauchen wir solche Verordnungen, wenn eh jeder Halter das tut, was er für richtig hält und meint, sich nicht an Expertisen halten zu müssen?
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Wie sollen Chinchillahalter wissen, was zu warm ist und was nicht - was zu kalt ist und was nicht? Nur wenige Chinchillahalter kennen sich so gut mit ihren
kleinen Hausgenossen aus, dass sie abschätzen können, ab wann es zu warm oder zu kalt ist. Auch im Schatten können wir in Deutschland über 30 Grad bekommen,
was bei einer hohen Luftfeuchtigkeit schnell verhängnisvoll werden kann.
Die Neugierde der Halter und zum Teil auch ihre Naivität kann jedoch dazu führen, dass es ausprobiert wird - ohne Anleitung - ohne Hintergrundwissen zu den Risiken -
mit anderen Rahmenbedingungen und dies sind die Fälle, die negativ enden und dem Chinchilla seine Gesundheit - vielleicht sogar sein Leben kosten können. Die
Leidtragenden sind dann die Chinchillas.
Die Halter, die es versuchen möchten, müssen auf die Risiken und möglichen Folgen hingewiesen werden. Nur so können sie sich ein Bild machen und abwägen,
ob sie ihre Tiere denen dort genannten Gefahren aussetzen wollen, oder nicht.
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