Richtlinien zur Chinchillafütterung

Einige Richtlinien zur Chinchillafütterung

© Christine Fischer

Zur Ernährung der Tiere in freier Wildbahn

Der natürliche Lebensraum der Chinchillas sind die höher gelegenen Gebiete der südamerikanischen Anden. Die dort eher karge, jedoch nicht gänzlich monotone Pflanzenwelt unterliegt jahreszeitlichen Veränderungen, an deren Gegebenheiten sich die Tiere anpassen müssen. Im Wesentlichen besteht ihre Nahrung aus den Samen, Wurzeln, Zweigen und Blättern verschiedener Pflanzenarten (z.B. Gelbe Cordie, Calandrinia oder Ephedragewächse) sowie aus verschiedenen Gräsern (z.B. Nasella chilenisis).
Bei ihren Weidegängen nehmen sie aber auch gerne kleine Früchte einheimischer Pflanzen z.B. von Kakteen)zu sich. Gelegentlich sollen sie in freier Wildbahn auch kleinere Insekten als „Proteinsnack“ nicht verschmähen. Ihren relativ geringen Wasserbedarf decken die Tiere über den Verzehr wasserhaltiger Pflanzen (v.a. Puya berteroniana) sowie beispielsweise über das Ablecken des Morgentaus von den Pflanzen.
Der sehr langer Verdauungsapparat der Chinchillas (bis zu 3m Darm, ohne Magen und Speiseröhre!) ist darauf spezialisiert, aus relativ karger Pflanzennahrung die für die Tiere wichtigen Nährstoffe herauszufiltern.


Zur Anpassung der Fütterung an die Bedürfnisse in menschlicher Obhut

Zum Wohl seiner Tiere sollte der Halter auf deren artgerechte Ernährung achten; diese muss rohfaserreich und dabei verhältnismäßig nährstoffarm sein (Verzicht auf Zucker bzw. unnötige Kohlenhydrate und Fette). Ein angemessener Rohfasergehalt ist sowohl für den Zahnabrieb als auch für die Verdauung dringend erforderlich.
Auch eine entsprechende Versorgung mit Vitaminen und Mineralien/Spurenelementen ist von besonderer Bedeutung für die Gesundheit der Tiere. Natürlich benötigen auch Chinchillas Proteine, von regelrechten Proteinbomben sollte aber dringend Abstand genommen werden. Zu zuckerhaltige Futtermittel können den Verdauungstrakt der Tiere sowohl direkt stören als auch langfristig Stoffwechselschäden verursachen (z.B. Diabetes mellitus, Leberschäden).
Um diesen Grundregeln im Sinne einer zuverlässigen Basisversorgung mit den für die Tiere wichtigen Nährstoffen gerecht zu werden, wurden über Jahre hinweg spezielle Chinchillapellets entwickelt, die in ihrer Zusammensetzung den Grundbedürfnissen der Tiere entsprechen.
Gemeinsam mit qualitativ gutem Heu und frischem Wasser bilden sie daher das Basisfutter dieser Tiere.

Ein wenig Abwechslung im Futterplan ist natürlich erlaubt, es sollten aber unbedingt Futtermittel sein, die sich dem Bedarf der Tiere unterordnen und vor allem nicht in größeren Mengen verfüttert werden.
Als Ergänzung zum Basisfutter kann man ausgewähltes Beifutter in frischer oder getrockneter Form anbieten, wie gewisse Kräuter, Gemüsehäppchen, bestimmte Salate oder ausgewählte Körner (Vorsicht bei Körnern: sehr hoher Energiegehalt!).
Chinchillas sind zu einer speziellen Form der Dickdarmverdauung fähig, die beim Menschen nicht möglich ist.
Eine auffällige Besonderheit ist dabei das Fressen des Blinddarmkots, die sogenannte Caecotrophie.
Dadurch nehmen sie nochmals wichtige Nährstoffe (u.a. Vitamin B+K) auf. Es handelt sich hierbei also um ein völlig normales und auch notwendiges Verhalten.
Die Art der Verdauung, der Stoffwechsel und damit die Ernährung der Chinchillas sind somit nicht mit der des Menschen gleichsetzbar; dessen sollte man sich bei der Auswahl der Futtermittel stets bewusst sein.

Chinchillas haben einen sehr feinen Geschmackssinn,
weshalb sie sich über etwas Abwechslung in Form von LECKERBISSEN sehr freuen.
Leider neigen die meisten Tiere jedoch dazu, sich an ihren Lieblingsleckereien zu überfressen und im Gegenzug die Basisfuttermittel im Napf zu lassen. Man darf sich daher nicht dazu verleiten lassen, ihnen zu viele oder gar falsche Leckerchen anzubieten, da man den Tieren für den Moment zwar eine „Freude“ bereitet, ihnen aber auf kurz oder lang damit schaden kann.
Mögliche Folgen sind auch hier Mangelerscheinungen (Calcium, Vitamine), Verdauungsstörungen (zu wenig Rohfaser, zuviel Zucker) oder Stoffwechselerkrankungen (Diabetes).

Einwandfreie Qualität ist zudem beim gesamten Futter unbedingt notwendig, da jede Form – wenn auch nur im Ansatz – verdorbenen Futters (z.B. muffig riechendes Heu) den Tieren sehr gefährlich werden kann!
Neue Futtermittel sollten stets behutsam in den Futterplan der Tiere eingeführt werden, um sicher zu stellen, dass sie von jedem einzelnen Tier auch gut vertragen (und gemocht) werden, was nicht bei jedem Futtermittel und für jedes Tier der Fall sein muss.

Angelehnt an die Darstellung von U.D. Wenzel in *Das Pelztierbuch* soll im Folgenden der mögliche Futterplan für Chinchillas, eingeteilt in Basisfutter, Beifutter und Leckerbissen, vorgestellt werden.