Vergesellschaftungsmethoden

Vergesellschaftungsmethoden

© Bianca Swartout






Käfig in Käfig Methode

Folgendes braucht man:


Dauer:


Erfolgsquote:


Verletzungsgefahr:


Diese Methode ist erfolgversprechend, allerdings ohne einen finanziellen Mehraufwand nicht durchzuführen. Kleine Käfige kann man in der Regel im nächstliegenden Tierheim gegen eine kleine Spende oder beim Züchter ausleihen.

Schritt 1:
Jede Vergesellschaftung sollte am Morgen oder am frühen Mittag begonnen werden,
wenn die Chinchillas noch in ihrer Ruhephase sind. Angenommen man hat die Konstellation 1+1, setzt man eines der Chinchillas in den Hasenkäfig und das andere in den Bewertungskäfig und stellt diesen dann in den Hasenkäfig. Auch kann man den Bewertungskäfig oder einen Züchterkäfig in den für die Gruppe vorgesehenen großen Käfig stellen.



Um sicher zu gehen, dass die Chinchillas sich nicht gegenseitig in die Füße beißen können, sollte man darauf achten das der Drahtmaschenabstand möglichst gering ist, oder den Drahtmaschenabstand durch eine zweite Lage Draht verkleinern.



Das gleiche Verfahren bei 1+2 und 2+2. Ab einer größeren Anzahl je Gruppe (z.B. 3 +3) sollte der kleinere Käfig eine entsprechende Größe haben. Ein handelsüblicher Bewertungskäfig wäre zu klein, besser sind hier die so genannten Züchterkäfige (50 cm x 50 cm x 50 cm).

Die Chinchillas sollten jetzt spätestens alle 4 Stunden ihren Aufenthaltsraum miteinander wechseln, d.h. das Chinchilla, das im großen Käfig war, muss nun in den kleineren Käfig und umgekehrt. Dies sollte man mindestens 1 bis 2 Tage weitermachen.



In dieser Zeit sollten die Futterschüsseln nahe beieinander aufgestellt werden, damit die Chinchillas gezwungen sind, sich beim fressen näher zu kommen. In beiden Käfigen sollte Heu permanent zur Verfügung stehen. Wenn möglich auch Wasser, ansonsten muss darauf geachtet werden, dass beide Chinchillas genügend trinken. Das Sandbad sollte von beiden Chinchillas genutzt werden, um die Gerüche auszutauschen.

Erst wenn sich die Chinchillas durch die Gitter beschnuppern, ohne Abwehrlaute von sich zu geben oder in Abwehrhaltung zu gehen, kann man ggf. das Umgitter des kleinen Käfigs entfernen und die Gitterabstände damit vergrößern. Vorsicht: es kann schnell durch das Gitter zu blutigen Nasenbissen oder Pfötchenverletzungen kommen!

Schritt 2:

Sind die Tiere an einander interessiert, hegen keinerlei aggressives Verhalten und beschnuppern sich durch das Gitter weiterhin friedlich, öffnet man den kleineren Käfig und lässt die Chinchillas so zueinander kommen. In dieser Phase muss man sehr gut aufpassen, denn ein Angriff und aggressives Verhalten wäre leicht möglich. Sollte außer etwas Gemotze, Pipi Duschen, und/oder leichtem Drohen nichts passieren außer gegenseitigem Aufreiten und die Chinchillas einige weitere Stunden immer noch friedlich im Käfig verbringen, kann man den kleinen Käfig aus dem großen entfernen und evtl. ein für beide Tiere unbekanntes kleines Häuschen oder eine Röhre in den Hasenkäfig stellen.



Schritt 3:
Wenn die Chinchillas auch jetzt noch friedlich miteinander umgehen und evtl. sogar schon kuschelnd nebeneinander (oder aufeinander) schlafen, kann man sie in dem Übergangskäfig noch für 1 – 2 Tage bis zum Umsetzen in den endgültigen Käfig belassen oder sie gleich in den endgültigen Käfig setzen.

Sollte einer der Schritte nicht friedlich verlaufen, muss man einen Schritt zurück gehen und noch etwas Geduld haben, eine andere Vergesellschaftungsmethode wählen oder eben einsehen, dass es zwischen diesen zwei Chinchillas wohl nicht hat sollen sein.
Wer die Möglichkeit hat, die Chinchillas in einem Übergangskäfig zu halten, sollte dies tun. Besonders wenn eines der Tiere bereits in dem vorgesehenen Käfig gelebt hat, ist ein Übergangskäfig zu empfehlen. Dieser Käfig sollte eine geringe Höhe haben (unter 1 Meter), allerdings nicht auf dem Boden stehen, sondern erhöht auf einem Tisch oder einem Schrank.

Schritt 4:
Nach 1-2 Wochen friedlichem Zusammenleben in dem Übergangskäfig kann dann in den großen Käfig umgezogen werden.

Übersicht




Boxmethode

Folgendes braucht man:


Dauer:


Erfolgsquote:


Verletzungsgefahr:


Für die Boxmethode benötigt man eine kleine Nagertransportbox und/oder eine Katzentransportbox. Die Katzenbox sollte im Optimalfall von oben zu öffnen sein, damit man gegebenenfalls leichter und schneller eingreifen kann, sollte dies erforderlich sein. Man kann sich ebenso von Nagerbox oder Ausstellungskäfig auf Katzenbox steigern. Es ist aber je nach Situation möglich, gleich mit der Katzenbox zu beginnen, die um einiges größer ist, als die Nagerbox oder der Ausstellungskäfig.

Wichtig: Auch hier sollte die Vergesellschaftung am Morgen oder frühen Mittag begonnen werden.

Schritt 1:
Auch hier bietet es sich an, die Vergesellschaftung am frühen Morgen oder Vormittag zu beginnen. Wenn man das neue Chinchilla abholt, sollte man das vorhandene oder die vorhandenen Chinchillas direkt mitnehmen. Ein erfahrener Halter/Züchter kann in der Regel in der ersten Stunde erkennen, ob die Vergesellschaftung ohne große Probleme ablaufen könnte oder nicht und wird das Geschehen 1 - 2 Stunden beobachten, um wirklich sicher zu gehen. Diese Zeit sollte man sich immer nehmen wenn man sich ein neues Chinchilla holt.
Egal, ob man die Tiere miteinander zu Hause oder beim Züchter/Halter bekannt machen möchte, zunächst wird zwischen den Tieren die sogenannte Schnüffelprobe gemacht. Dafür nimmt der Züchter/Halter die zu vergesellschaftenden Tiere auf den Arm und lässt sie sich vorsichtig beschnüffeln. Aggressives Meckern oder sofortiges aggressives Beißen ist problematisch. Dann sollte entweder eine andere Methode der Vergesellschaftung gewählt werden, oder die Tiere passen wirklich nicht zu einander.

Schritt 2:
Verläuft diese „Schnüffelprobe“ ohne jenes Gebaren, können die Tiere in die vorgesehene Box gesetzt werden.
Wenn die Chinchillas sich in der Box mehr oder weniger friedlich begegnen kann man mit der Boxmethode fortfahren. Sollten die Chinchillas sich jedoch angreifen, sollte man die Tiere sofort trennen und eine andere Methode in Betracht ziehen oder die Vergesellschaftung ganz abbrechen.
Die Autofahrt zurück nach Hause kann einen Teil der Vergesellschaftung darstellen. Während der Autofahrt sind die Chinchillas so sehr von den ungewohnten Geräuschen abgelenkt, dass sie sich ‚zusammen tun’. Wenn es etwas hektischer in der Box zugeht, kann eine kurze Autofahrt zwischendurch ebenfalls hilfreich sein.



Erlaubt sind in der Box nun gegenseitiges Anmotzen (erste Kontaktaufnahme), Aufstellen und Bedrohen (ist möglichst durch die Wahl einer niedrigen Box zu umgehen) und gegenseitiges Aufreiten von hinten (Herstellung der Rangordnung), Anpinkeln (Geruchsübertragung) , einige wenige Haare Rupfen (Chinchillas lassen bei dem geringsten Zupfen schon ihre Haare fallen).

Verboten ist jegliche Form des Beißens (Nase, Ohr, Rücken). Was sie auf keinen Fall dürfen, ist sich gegenseitig besteigen und dabei aggressiv in den Nacken oder auf den Kopf beißen (Tötungsversuch). Dies erkennt man schnell durch einen unüberschaubaren Knäuel den die Chinchillas bilden, wo man weder vorne noch hinten von den Chinchillas erkennt. Häufig wehrt sich das unterlegene Chinchilla heftig, da dies ein Tötungsversuch sein kann. Hier ist sofort einzuschreiten und die Tiere zu trennen. Sobald einmal Blut geflossen ist, ist die Vergesellschaftung gescheitert und sollte zunächst abgebrochen werden.



Sollten leichte Probleme auftreten, gibt es noch die Möglichkeit eine Nagerbox / den Ausstellungskäfig (möglichst klein) mit Handtüchern aufzufüllen (möglichst eng), damit die Chinchillas sich nicht drohend aufrichten können. In solch einer engen Box sollten sie sich nach Möglichkeit nicht länger als max. 4 Stunden aufhalten müssen und eine erfahrene Person sollte immer dabei sein.

Schritt 3:
Die Chinchillas mindestens 12 Stunden, oder bis absolute Zicken- und Motzruhe herrscht, in der Box lassen. Wenn man erkennen kann, dass die Chinchillas Körperkontakt suchen, kann man sie ggf. von der Nagerbox/dem Ausstellungskäfig in die Katzentransportbox oder einen ähnlich großen Käfig übersiedeln. Danach dann in den Übergangskäfig (kleiner Hasenkäfig oder Züchterkäfig). Erst wenn auch hier absolute Ruhe herrscht, sollte man den nächsten Schritt wagen.
Fallen hier Jagdszenen oder vermehrte Meckerattacken auf, so ist wieder ein Schritt zurück zu gehen.



Schritt 4:
Nun können die Chinchillas in den eigentlichen Käfig umziehen. Sollte es hier in den ersten Minuten zu leichten Rangeleien, Besteigen etc. kommen, ist das noch in Ordnung. Geht dies jedoch über längere Zeit oder artet in einen Kampf aus, sollten die Chinchillas wieder zurück in den Übergangskäfig oder sogar zurück in die Box gesetzt werden. Wenn die Übersiedlung in den großen Käfig mehrmals nicht funktioniert, sollte man einen Abbruch in Betracht ziehen.

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Käfig an Käfig Methode

Folgendes braucht man:


Erfolgsquote:


Verletzungsgefahr:


Diese Methode ist zwar mit einer geringen Verletzungsgefahr verbunden, allerdings ist sie aufgrund ihrer Dauer die langwierigste Vergesellschaftungsmethode und bedeutet demnach über längeren Zeitraum Stress für die Tiere. Da Chinchillas ihr Revier gegebenenfalls durch Kämpfe verteidigen, kann es dazu kommen, dass sie dies auch bei der ‚Käfig an Käfig’ Methode tun, da ein anderes Chinchilla nahe an das Revier (Käfig) kommt.

Schritt 1:
Die zu vergesellschaftenden Tiere werden je nach Konstellation (bestehende Gruppen) in die Käfige gesetzt und an einander gestellt, so dass sie sich riechen und sehen, aber nicht verletzen können. Sie können sich am Gitter gegenseitig zu aggressivem Verhalten pushen und hineinsteigern. Gehen sich die Tiere gegenseitig an, so sollte der Abstand der Käfige zueinander erhöht werden.

Schritt 2:
Das Sandbad wird jeden Abend getauscht, damit sich die Gerüche übertragen. Die Käfige werden etwas dichter an einander gestellt.

Schritt 3:
Sollten die Tiere sich nach einiger Zeit ohne Anzeichen von Aggression begegnen, kann man den nächsten Schritt wagen. Dieser ist der Übergang zur Boxmethode oder Käfig in Käfig Methode. In ganz seltenen Fällen kann man diesen Schritt ausfallen lassen und die Chinchillas gleich zusammen in einen Käfig lassen. Hier gilt aber äußerste Vorsicht und gegebenenfalls ein schnelles Eingreifen vom Halter.

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Crashkurs Methode

Folgendes braucht man:


Dauer:


Erfolgsquote:


Verletzungsgefahr:


Diese Methode funktioniert meistens mit Jungtieren im Alter von 8-16 Wochen. Bei dieser Methode setzt man die Tiere einfach gemeinsam in den neuen Käfig und beobachtet die Tiere genau. Da Jungtiere meist noch kein ausgeprägtes Revierverhalten haben und der Charakter noch nicht gefestigt ist, kann es hier gut funktionieren. Spielerisch wird die Rangordnung festgelegt und aggressives Verhalten ist nur selten zu beobachten. Sollte es jedoch auftreten, ist eine andere Methode zu wählen.
Mit Tieren, die älter als 16 Wochen alt sind, sollte man diese Methode nur mit äußerster Vorsicht anwenden. Besser ist, auf eine andere Methode zurückzugreifen und sich gegebenenfalls zu freuen, wenn die Chinchillas sich bereits nach einigen Stunden miteinander vertragen und kuscheln.
Je älter die Tiere sind, umso höher das Risiko, dass sie einen neuen Partner nicht akzeptieren. Gerade dann sind solche Vergesellschaftungsversuche ein enormes Risiko.
Durch Jagdszenen im Käfig kann es zu bösen Stürzen und Verletzungen kommen, die mit der Wahl einer anderen Methode eingeschränkt werden können.

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Ausnutzung der Hitze beim Weibchen

Folgendes braucht man:


Dauer:


Erfolgsquote


Verletzungsgefahr:


Schritt 1:
Erkennen der Brunft beim Weichen

Schritt 2:
Böckchen und Weibchen zusammen in einen Käfig setzen und genau beobachten (siehe Crash-Kurs). Ist das Weibchen auf dem Höhepunkt der Hitze, wird es normalerweise keine Anfeindungen von sich geben (charakterabhängig) und sich decken lassen.
Hier ist jedoch darauf zu achten, dass die Klärung der Rangfolge nach der Brunft trotzdem stattfinden wird. Es besteht das Risiko, dass sich die Tiere nicht einig werden und es 2 bis 4 Tage nach der Brunft zu heftigen Jagdszenen und Beißereien kommt.



Bock beschnüffelt das Weibchen



Bock besteigt das Weibchen


Besonderheiten:
Sollte man ein ‚Problemchinchilla’ haben und der Meinung sein, dass es sich mit einem gleichgeschlechtlichen Partnertier nicht verstehen wird, kann man es mit einem frisch kastrierten Böckchen versuchen, da dieses noch den Geruch eines potenten Bockes hat und vom Weibchen ggf. als ein solcher angenommen wird. In diesem Fall ist es von Vorteil, wenn man die Vergesellschaftung während der Hitze des Weibchens versucht.

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Auslauf-Methode

Folgendes braucht man:


Erfolgsquote:


Verletzungsgefahr:


Bei dieser Methode begegnen sich die Chinchillas während eines gemeinsamen Auslaufs in einem überschaubaren, nicht zu großen, für beide Tiere neutralen Auslaufbereich.

Diese Methode ist unerfahrenen Haltern nicht zu empfehlen, da man den Charakter der zu vergesellschaften Tiere sehr sicher einschätzen können muss und es leider oft zu Jagdszenen kommen wird. Es findet keine Geruchsübertragung statt. Die Tiere können ihrem Instinkt entsprechend sofort in Angriffs- und Abwehrhaltung gehen. Dies ist genau zu beobachten.

Schritt 1:
Die Tiere werden direkt in einem großen Revier ohne Vorsichtsmaßnahmen zusammengesetzt. Das gefüllte Sandbad wird in diesen Bereich gestellt. Das Verhalten der Tiere muss genau beobachtet und richtig interpretiert werden. Die kleinste Fehlinterpretation kann unkontrollierte Jagdszenen, blutige Verletzungen oder den Tod eines Tieres bedeuten. Sollten die Tiere aggressiv aufeinander losgehen, muss sofort eingegriffen werden.

Schritt 2:
Beschnüffeln sich die Tiere interessiert, zeigen keine Drohgebärden und gehen friedlich miteinander um, sitzen sie nach einiger Zeit zusammen schlafend in einer Ecke, kann der Versuch gestartet werden, die Tiere in den gemeinsamen, für beide unbekannten Käfig zu setzen (man beachte jedoch die gleichen Dinge wie beim Crash-Kurs).

Sollten sich beim Auslauf und/oder im Käfig Jagdszenen abspielen, sollte man eine andere Vergesellschaftungsmethode wählen.


Vergesellschaftung beim Auslauf

Der große Standard-Bock ist 1 1/2 Jahre alt - sehr lieb und zutraulich, das kleine Ebony Weibchen ist 10 Wochen alt und sehr ruhig im Charakter. Die Halterin weiß das Verhalten und die Charaktere der Tiere einzuschätzen und hat darum diese Methode gewählt.

Der Bock nähert sich vorsichtig dem Weibchen. Diese bemerkt den Bock und richtet sich auf.



Der Bock kommt näher, das Weibchen macht eine Drohgebärde (Aufrichten und Schnattern bzw. Schimpfen).



Der Bock versucht es von der anderen Seite, wird aber auch hier mit einer Drohgebärde vertrieben.



Vorsichtig schnüffelt sich der Bock ran. Das Weibchen richtet sich abermals auf und wehrt ihn ab.



Auch hier vorsichtige Annäherungsversuche, das Weibchen verteilt Pipieduschen. Der Bock bleibt ruhig und vorsichtig.



Der Bock schnüffelt an der Pipiespur und schleicht sich in die Nähe des Weibchen.



Schwanzwedelnd und Piepsend nähert er sich dem Weibchen, welches diesmal nicht auf Abwehrhaltung geht.



Nach kurzem umeinander drehen und einer Rangordnungs- besteigung des Bockes, wird aneinandergekuschelt geschlafen.



Nun gönnen wir dem neuen Paar Ruhe und kümmern uns um die komplette Säuberung und neu Einrichtung des vorgesehenen Käfigs.

Wichtig: Diese Methode ist nur zu empfehlen, wenn man sich mit den Gebärden und den Verhaltensmustern der Tiere auskennt und die Charaktere der einzelnen Tiere dahingehend beurteilen kann, dass sie nicht aggressiv aufeinander los gehen. Solche Versuche können auch tödlich enden!

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