Beobachtungen zum Sozialverhalten

Beobachtungen zum Thema "Sozialverhalten"



Wie intelligent sind Chinchillas ?

von Marion

Im Vergleich zu anderen Haustieren würde ich sagen, dass Chinchillas auf jeden Fall schlauer sind als Kaninchen und Meerschweinchen. Ihre Intelligenz ähnelt, wie ich finde, denen von Ratten. Sie sind neugieriger als Katzen und fast genauso verspielt wie diese. Chinchillas sind anderen Tieren gegenüber relativ furchtlos, obwohl sie sich als Fluchttiere nicht gegen die Zähne und Krallen von Katzen oder Hunden zu wehren vermögen.

Ein Chinchilla verfügt über ein erstaunlich gutes Gedächtnis mit dem es sich für gewöhnlich die sicheren Wege in seinem Revier ganz fest einprägt. Von Chinchillas die ihren Weg durch kompliziert aufgebaute Versuchs-Labyrinthe ohne zu zögern finden habe ich schon aus den USA oft gehört. Wenn man aber plötzliche Veränderungen im Käfig oder Lebensraum des Chinchillas vornimmt, dann hat ein Chinchilla anfänglich ganz klare Anpassungsprobleme und läuft evtl. buchstäblich gegen eine Wand.

Das sprichwörtliche ‚Elefantengedächtnis‘ eines Chinchillas führt aber auch dazu, dass es schlechte Behandlung durch den Menschen oder eigene Artgenossen nicht so schnell vergisst und sehr lange sehr nachtragend sein kann. Wenn man ein Chinchilla einmal so richtig verängstigt hat, dann dauert es im Verhältnis zu anderen Tieren sehr lange und man braucht viel Geduld, um das Vertrauen des Tieres wieder zu gewinnen.

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Sozialverhalten in größeren Gruppen

von Danie

Zum Sozialverhalten in der Gruppe mache ich gerade sehr interessante Beobachtungen.

Ich habe ein Paar - beide Tiere jetzt 6 Monate alt. Das Männchen Gilbert ist ein Alphatier (dominant), das Weibchen Liana ein Betatier (unterwürfig). Beide leben seit 2 Monaten in Gemeinschaft. Nun möchte ich ein 2. Weibchen dazu setzen, da mir Gilbert für nur ein Weibchen zu schade ist und ich damit auch weitere Zuchtziele verfolge. Das Weibchen Bambi ist 4 1/2 Monate alt und auch ein Alphatier, jedoch nicht so dominant, wie Gilbert.
Also denke ich mir, setze ich das Paar zu der kleinen in den neuen Käfig und warte ab. Alle Tiere heftiges Schwanzwedeln und Gepiepse. Dann fängt Gilbert an, Bambi zu jagen, Liana interessiert sich nicht gerade für diese Hetzerei.
Also was tun, damit Bambi nicht im Käfig panisch vor Gilbert flüchten muss und sich noch unnötig dabei verletzt? - Alle ab in den kleinen Käfig und rein ins Auto. Friede, Kuscheln, Piepsen - die Welt ist rosarot. Danach noch 2 Stunden zusammen in diesem Käfig und dann wieder in den großen - und? - Das gleiche Spiel von vorne. Gilbert jagt Bambi wieder.

Gut denke ich, dann muss es anders gemacht werden. Also nehme ich die 3 Tiere und setze sie in einen Hamsterkäfig, dass sie sich gerade bewegen und aufrichten können, stelle Futter, Wasser und Heu in diesen und warte ab.
Erste Reaktion: Liana setzt sich in eine Ecke und schaut sich desinteressiert an, was Gilbert und Bambi machen. Bambi schimpft verteilt Pipiduschen während Gilbert sie heftig zurück anschimpft und vor den Duschen in Deckung geht. Sie beißen sich nicht und hauen sich auch nicht - es fliegt kein Fell.
Dann klärt Bambi erst mal mit Liana, dass man sich ja verstehen muss und welche Rangfolge Liana hat.

Zu beobachten ist folgendes: Das Ranghöhere Tier besteigt das niedrigere, zu vergleichen mit dem Verhalten von Hunden bzw. Wölfen. Da Liana ein Betatier ist, lässt sie die Prozedur über sich ergehen und seit dem wird gegenseitig geknabbert und genudelt. Bleibt noch Gilbert.
Nach 2 Stunden weiterem Meckern und Zicken und Pipiduschen versuchen die beiden Alphatiere sich gegenseitig zu besteigen, was keiner von beiden zulassen möchte. Man stelle sich das so vor: in dem kleinen Hamsterkäfig können sich die Tiere nicht viel jagen, d.h. einer "gewinnt" dabei, denn so viel Platz zum weglaufen ist dort nicht. Sehr Wichtig ist, die Tiere im Auge zu behalten, falls es doch zu weiteren Ausschreitungen (Beißereien) kommt, sollten die Tiere getrennt bleiben.
Da Gilbert durch seine Größe überlegen ist, ist das Verhältnis zwischen beiden Tieren bald geklärt. Bambi gibt nach und Gilbert besteigt sie (keine Paarung!).
Ich habe die 3 die Nacht über in dem kleinen Käfig gelassen, damit sie sich zusammenraufen müssen. Was man noch beobachten kann: immer wieder besteigt Gilbert Bambi und auch sein "altes" Weibchen Liana. Auch Bambi steigt immer wieder auf Liana. Ich denke, damit festigen sie die Rangordnung.

Am Morgen des nächsten Tages setze ich sie in einen etwa 4 x so großen Käfig. In diesem neuen Revier wird das gleiche Treiben noch einmal wiederholt, jedoch ohne Meckern und Pipiduschen, sondern nur durch kurzes Jagen und dann Besteigen verdeutlicht. Den Tag über schlafen sie alle 3 in eine Ecke des Käfigs gekuschelt.

Am Abend setze ich sie in die Voliere, die für sie gedacht ist. Auch hier in diesem neuen Revier wird das gleiche Treiben noch einmal wiederholt, auch ohne Meckern und Pipiduschen, nur durch kurzes Jagen und dann Besteigen.

Das ganze erinnert mich sehr an das Verhalten von Hunden. Man erkennt ganz deutlich, dass Chinchillas Rudeltiere sind, die eine Rangordnung in der Gruppe haben.

Ähnliche Verhaltensmuster haben wir beobachten können, als Merlin seine Lea bekommen hat. Damals haben wir vermutet, dass er sie besteigen möchte, um sich mit ihr zu Paaren. Nun wissen wir, dass dies das Sozialverhalten im Rudel darstellt. Bei Merlin und Lea ist übrigens das Weibchen der "Gewinner".

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Kurzfristige Trennung von Chinchillas

von Marion

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Trennung von Chinchillas, wenn auch nur vorübergehend für wenige Tage, je nach Charakter der Moppel schon zu einer Entfremdung untereinander führen kann (nicht häufig aber es kommt immer mal wieder vor).

Dabei ist es, wie ich bei meinen Tieren in der Vergangenheit beobachten konnte, unabhängig davon, ob es sich bei den getrennten Tieren um gleichgeschlechtliche Partner handelt oder nicht. Ob das Tier von dem alten Partner wieder akzeptiert wird hängt, wie ich feststellen musste, sehr davon ab wie tief und innig die Partnerschaft vorher war, in welcher Rangordnung sich das Tier befunden hat und sicher noch vielen vielen weiteren Faktoren, die nur die Chinchillas selber kennen.

Auch der Geruch spielt, soweit ich das erkennen konnte, eine sehr große Rolle. Wenn das Tier fremdartig riecht, nicht wie der Rest der Gruppe -speziell auch wenn es kränkelt oder sogar für Menschen deutlich krank riecht - dann gibt es massive Akzeptanzprobleme sobald es in den Heimatlichen Käfig zurück kommt.

Vor allem kränkelnde Tiere werden oft von ihren Artgenosse gemieden in den meisten Fällen verjagt und regelrecht weggebissen, das hab ich sehen können. Schätze das ist ein natürlicher Schutz der Gruppe vor Infektionen, kranke Tiere zu isolieren in die Quarantäne zu treiben und das Leiden nicht zu verlängern (auch wenn uns das hart erscheint).

Eine positive Ausnahme möchte ich aber doch vermerken. Und zwar von einem Jungtier das ich wegen Durchfall vorsichtshalber von der Gruppe getrennt hatte und erst 3 Wochen später wieder integrierte (allerdings in Sicht-, Geruch- und Rufkontakt). Dieses Jungtier wurde problemlos wieder von der Familie aufgenommen, ich möchte sogar fast sagen, mit überschäumender Freude begrüßt und umarmt.

In einem anderen Fall war ich mit einem meiner Böckchen beim Tierarzt. Ich hatte es nur einen Tag von seiner Partnerin getrennt und ohne es vorher mit Einstreu aus der Pipi-Ecke wieder einzureiben in den Käfig zurückgebracht. Das hat dann sofort zu Stress und Beißereien in der Beziehung geführt und sich erst Tage später wieder gelegt. Zwischenzeitlich musste ich beide Chinnies in einer neutralen Transportbox mit Parfüm gleichermaßen beduftet (Einheitsgeruch) wieder aneinander gewöhnen. Das hat zum Glück gerade noch mal funktioniert.

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Unterschied weibliche/männliche Verhaltensweisen beim Auslauf

von Marion

Beim Auslauf meiner Chinchillas habe ich im Verhalten zwischen den Böckchen und den Weibchen signifikante Unterschiede beobachten können. So sind zum Beispiel meine weiblichen Tiere diejenigen, die vor dem Auslauf am meisten Radau veranstalten, am Gitter rütteln und sich wie toll gebärden wenn andere Chinnies bereits draußen herumlaufen.

Sobald ich dann die Käfigtüren öffne, schießen die dominanten Alpha-Weibchen heraus und erkunden in einem Kontrollgang geradezu hektisch ihr gesamtes Territorium (ist da etwa noch eine Rivalin in meinem Revier ?). Dabei suchen sie für sie strategische wichtige Sitzplätze auf, beschnüffeln diese intensiv und wenn sie dort einen Fremdgeruch wahrnehmen, dann markieren sie "ihren Platz".

Diese Markierung geschieht z. B. indem die Weibchen aufgeregt auf den Hinterpfoten hockend in kleinsten Trippelschritten immer wieder an der bewussten Stelle auf und ab laufen wobei, sie kleinste Pipi-Tröpfchen und manchmal auch gezielt Köttelchen absetzen. Dann drehen sich die Weibchen um und prüfen schnuppernd das Ergebnis und wiederholen zur Not die Prozedur noch mal. Das ganze erinnert mich immer irgendwie an einen Hexentanz ;-)

Sobald die Geruchsprobe für die Weibchen im Ergebnis zufriedenstellend ausfällt, ziehen sie weiter zum nächsten ’Brennpunkt‘. Wenn sie bei der Aktion von ihrem Böckchen gestört werden, dann drehen sie sich um, keifen lautstark das Böckchen an und scheuchen es in den Käfig zurück.

Nach der ganzen Aktion suchen die Weibchen dann zumeist ihre Lieblings-Versteckplätze auf, kuscheln sich dort zufrieden ein und verschwinden für lange Zeit während des Auslaufs ganz aus meinem Blickfeld.

Die Böckchen wiederum suchen beim Auslauf nicht etwa strategische Punkte in ihrem Revier auf sondern verfolgen einfach sämtliche fremde und frische -vor allem aber weibliche- Duftmarken. Dazu hoppeln sie gemächlich mit der Nase am Boden im Zimmer herum, bleiben an fast jedem frischen Pfützchen und Köttel stehen, schnüffeln intensiv und geben gelegentlich aufgeregt laut (HuHuHu) bzw. wedeln mit dem Schwanz.

Danach beginnt für meine Böckchen das eigentliche Spielen. Sie genießen es zu toben, in hoher Geschwindigkeit an den anderen Käfigen entlang zu jagen und sich mit den Hinterbeinen dort geräuschvoll abzustoßen (badabum), bevor sie sich mir zuwenden oder versuchen die Insassen der anderen Käfige durch hohe Sprünge, neckische Rufe lustige Kapriolen usw. zu provozieren. Wenn mehrere Böckchen einer Gruppe draußen sind, werden kleine Rangeleien mit gegenseitigem Aufreiten angezettelt. Meine Böckchen verhalten sich beim Auslauf insgesamt viel aktiver und neugieriger als die weiblichen Tiere.

Aber auch hier gibt es zwischenzeitlich Ausnahmen. Dominante Weibchen erscheinen mir aggressiver und aktiver beim Auslauf als ängstliche Beta-Tiere und das Verhalten der jüngeren Chinchillas (unter 12 Monaten) unterscheidet sich, - soweit ich es bislang sehen konnte- beim Auslauf kaum voneinander.

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