Giardien

Giardien

Was sind Giardien?
Es sind einzellige Parasiten, die sich im Darm aufhalten. Giardien beschränken sich nicht nur auf eine Gattung! Diese können über Jahre hinweg im Körper des Wirtes getragen werden, ohne dass Symptome auftreten, also ohne dass das Tier Krankheitszeichen hat. Dadurch verbreitet sich dieser Parasit unbemerkt und kann im Grunde schnell in jedem Haushalt mit Tieren vorkommen. Giardien haben auf ihrer Bauchseite einen Saugnapf, mit dem sie sich an der Darmwand festsaugen und vermehren. Giardien können sich im Darm mit einer Hülle umgeben und dann als Zysten im Kot ausgeschieden werden. Diese Zysten können in trockner Umgebung (Käfig, Fell, Auslauffläche, ...) bis zu 3 Wochen überleben, in feuchten Gebieten bis zu 40 Tagen.



Bild-Quelle: www.infektionsbiologie.ch



Welche Symptome können die Tiere haben?
Ist das Tier geschwächt, können die Giardien Durchfälle auslösen. Mit Hausmitteln (Haferflocken), Bird Bene Back (Laktobazillen, Tierarzt, 2 x tägl. 1 Erbsengroßen Tropfen) oder Hylak plus (Laktobazillen, Apotheke, Trinkwassergabe 4 - 6 Tropfen auf 330 ml) und immunsystemstärkenden Mitteln (Catosal, Baypamun, Tierarzt) bekommt man diese Durchfälle jedoch oft binnen kürzester Zeit in den Griff, sodass eine parasitäre Erkrankung meist gar nicht in Erwägung gezogen wird, sondern nur eine kurzfristige harmloser Darmverstimmung vermutet wird. Giardien können schon über den Vorhalter/Züchter in den eigenen Bestand mitkommen.

Im schlimmsten Fall kann ein Tier abmagern und es treten Sekundärinfektionen auf (Bakterien die Darmentzündungen verursachen, wegen schwachem Immunsystem). Durch die Sekundärinfektionen kann es auch zum Tode des Tieres kommen, dies aber nur dann, wenn man trotz permanenter Symptome (periodischer Durchfall, Abmagerung) KEINE Behandlung gegen Parasit und Sekundärerkrankung vornimmt. Auch beobachtet worden sind Wachstumshemmungen, keine Trächtigkeit bei Zuchttieren oder kleine Jungtiere.


Wie werden Tiere infiziert?
Die befallenen Tiere scheiden PERMANENT Zysten mit dem Kot aus - auch wenn sie keinen Durchfall haben! Durch die Aufnahme dieser Zysten können sich weitere Tiere anstecken. Die Giardien in Zysten überleben nach dem Absetzen der Köttel 3 Wochen und können im Käfig, im Auslaufgebiet, im Streu, an Brettern und Nageästen haften und so durch die Aufnahme auf ein neues Wirtstier übergehen. In feuchten Gebieten können sie sogar bis zu 40 Tagen überleben.

Das Wirtstier kann jeglicher Tierart, sogar der Mensch sein. Giardien sind auf alle Lebewesen übertragbar.


Wie werden Giardien festgestellt?
Giardien werden speziell im Labor bei einer Kotanalyse mit einem speziellen Verfahren festgestellt. Giardien und die Zysten werden nur dann im Kot sichtbar. Diese eine spezielle Analyse kostet zwischen 12 und 20 Euro und ist nicht in einer Standard-Kotanalyse enthalten (extra anfordern).


Wie und womit wird behandelt?
Wirkstoffe gegen Giardien sind Albendazol, Metronidazol und Fenbendazol. Eine Behandlung beim Chinchilla wird häufig mit Fenbendazol (Panacur, 10 % Suspension) oder Albendazol (Valbazen, 10% Suspension) vorgenommen. Dieses ist gut verträglich und ist auch bei einer leichten Überdosierung nicht schädlich.

Panacur (Veterinaria AG, Wirkstoff Fenbendazol, (siehe hierzu auch Informationen der Uni Zürich) kann über 7 - 10 Tage mit 0,15 (bis 0,3) ml pro 500 g Körpergewicht einmal täglich oral eingegeben werden (kleine Insulin-Spritze ohne Nadel). Die erste Behandlung sollte jedoch mindestes 5 Tage betragen! Eine Wiederholung der Behandlung ist nach 10 - 14 Tagen unbedingt NOTWENDIG, eine zweite Wiederholung nach wiederum 10 - 14 Tagen empfehlenswert!
Schwangere im 1. Drittel der Schwangerschaft sollten isoliert in Quarantäne gesetzt werden (evtl. gemeinsam mit dem Partner) und erst im 2. Drittel behandelt werden, da eine Fruchtschädigung vorher nicht ausgeschlossen werden kann. Erst nach Vollständiger Behandlung kann es wieder zu den anderen Tieren in den Raum/Käfig.

Sollten sich nach dieser Behandlung noch immer Giardien oder Zysten im Kot befinden (erneute Giardien-Analyse ist zwingend erforderlich!), so wird eine Behandlung von durchgängig 40 Tagen mit Panacur empfohlen. Bitte sprechen Sie dies bei Ihrem Tierarzt an.

Leider treten mittlerweile verstärkt Resistenzen gegen Panacur (Fenbendazol) auf, daher wird hier zu einem anderen Wirkstoff geraten.


Valbazen (Pfizer AG/Pfizer GmbH, Wirkstoff Albendazol - (siehe hierzu auch Informationen der Uni Zürich) kann über das Trinkwasser verabreicht werden. 25mg Wirkstoff pro kg Tiergewicht sind für die Behandlung pro Tag notwendig. Bei ca. 40-50ml Wasseraufnahme pro Tag bei einem 500g Tier ergibt sich daher ca. 1 ml Valbazen (10%-ig) auf 0,33l Trinkwasser. Die Wasserflaschen sollten mehrmals täglich aufgeschüttelt werden, damit sich der Wirkstoff nicht absetzt. Die Dauer der Anwendung ist der von Panacur gleichzustellen. Die erste Behandlung sollte jedoch mindestes 7 Tage betragen! Eine Wiederholung der Behandlung ist nach 7 - 10 Tagen unbedingt NOTWENDIG, eine zweite Wiederholung nach wiederum 7 -10 Tagen empfehlenswert! Schwangere im 1. Drittel der Schwangerschaft sollten isoliert in Quarantäne gesetzt werden (evtl. gemeinsam mit dem Partner) und erst im 2. Drittel behandelt werden, da eine Fruchtschädigung vorher nicht ausgeschlossen werden kann. Erst nach vollständiger Behandlung kann es wieder zu den anderen Tieren in den Raum/Käfig.

Sollten sich nach dieser Behandlung noch immer Giardien oder Zysten im Kot befinden (erneute Giardien-Analyse ist zwingend erforderlich!), so wird eine Behandlung von durchgängig 40 Tagen mit Valbazen empfohlen. Bitte sprechen sie dies bei Ihrem Tierarzt an.

Hat man ein Tier mit Giardien in seinem Haus, sollte man alle Tiere prophylaktisch behandeln, auch wenn sie durch die Kotanalyse vermeintlich gesund sind, können sie sich noch 3 Wochen nach der akuten Behandlung von infizierten Tieren durch dessen Zysten infizieren.

Da Chinchillas selbst einen Teil ihres Kotes fressen, sollte die Wiederholung oder Dauerbehandlung unbedingt bis zum Ende durchgezogen werden!


Welche Maßnahmen sind noch zu treffen?
Die Käfige sollten nach 4-7 Tagen alle KOMPLETT (Bretter, Wände, Ritzen, Äste, Häuschen, Röhren, etc. ...) gereinigt und desinfiziert werden (z.B. mit Dampfreiniger, Essigsäure!). Die Giardien in Zysten sterben außerdem bei einer Temperatur von 60 Grad sofort ab (heißer Dampf). Hat man keinen Dampfreiniger zur Verfügung, sollte man Bretter, Häuschen und Äste (alle saugfähige Materialien) aus dem Käfig mindestens für die bekannte Infektionszeit der Zysten (3 Wochen) entfernen und gründlich reinigen, sowie diese Zeit unter Quarantäne lagern. Während der Behandlungszeit sollte die Komplettreinigung optimalerweise immer wiederholt bei jeder Streuentfernung vorgenommen werden. Jeden Abend sollten die Köttel aus dem Käfig entfernt werden, so ist die Neuinfektionsgefahr geringer. (Handfeger, Besen etc. unbedingt nach jedem Käfig desinfizieren, um Zysten nicht zu verteilen).

Dort, wo die Tiere Auslauf erhalten, sollte ebenfalls gründlich sauber gemacht werden, um eine Neuinfektion durch Zysten zu verhindern. Auch wenn es schwer fällt, sollte man besser 40 Tage ab Behandlungsbeginn auf Freilauf verzichten, um keine weiteren Zysten zu streuen und eine Neuinfektion durch diese zu verhindern.


Kann der Züchter/Halter etwas dafür?
Für den Befall eines eigenen oder verkauften Tieres kann ein Züchter/Halter nur dann nichts, wenn er selbst von einer Infektion in seinem Bestand nichts weiß oder diesen aus Unkenntnis über diesen Parasit nicht in Erwägung gezogen hat. Parasiten entstehen nicht von alleine. Die Tiere stecken sich bei einem infizierten Wirt an.

Gefahren, wie sich Giardien im Bestand verbreiten können:


Maßnahmen, wie man eine Verbreitung eindämmen kann:


WICHTIG ist, wenn der Kauf und die Feststellung der Giardien weit auseinander liegen, den Züchter seines infizierten Tieres trotzdem zu informieren, dass es aufgetreten ist, damit dieser ggf. eine Kotanalyse der Elterntiere in seinem Bestand veranlassen kann und die Giadien sich nicht noch weiter verbreiten. Wie lange ein Tier schon Giardien im Körper hat, ist im Nachhinein kaum nachvollziehbar ...

Aus diesem Grunde ist es auch so wichtig, bei einer festgestellten Giardia-Infektion eines Tieres im Bestand, noch weitere Tiere untersuchen zu lassen und die Käufer von Nachwuchs der tatsächlich infizierten Eltern-Tiere auch darüber zu informieren und zu beraten, was zu tun ist.


Was haben Tierärzte auf Anfrage geantwortet?
Dr. Spangenberg: "Die Giardien sind immer im Kot nachweisbar, auch wenn sie keine Krankheit auslösen. Man könnte daran denken, nur dann ein Tier zu kaufen, wenn es Giardien-negativ ist. Ich sehe es pragmatisch, man kann und muss mit diesen Protozoen leben, so wie beispielsweise die Kaninchenhalter mit den Kokzidien."

Dr. Kühn: "Giardien leben auf der Darmschleimhaut und können über längere Zeit ausgeschieden werden, ohne dass das Tier Symptome zeigen muss, können verschiedene Stressfaktoren jedoch auch das Auftreten der Verdauungsstörung auslösen, typischerweise wechselnd mit symptomfreien Perioden. Eine Übertragung Mutter-Jungtier ist möglich.
Die ausgeschiedenen Zysten (das sind die infektiösen Stadien) sind bis zu 3 Wochen in der Umgebung infektionsfähig. Deshalb ist eine Behandlung von 40 Tagen notwendig. Wie gesagt, die Giardien sind fakultativ pathogen, d.h. die Jungtiere könnten auch infiziert sein, müssen aber nicht unbedingt Symptome haben."


Wie kann man sich absichern?
Einige Züchter haben beschlossen, dass sie ihre zum Verkauf stehenden Chinchillas zusammen mit einer zeitnahen Kotanalyse auf Giardien abgeben.

Sprechen Sie Ihren Züchter darauf an oder leiten sie nach dem Kauf selbst direkt eine Giardien-Analyse ein (Tier in Quarantäne halten)!

Für weitere Fragen und zum Nachlesen von Erfahrungsberichten steht unser Forum für jeden zur Verfügung!

Link für weitere Informationen und Abbildungen:
www.infektionsbiologie.ch

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